Wenn man sich etwas mit der Geschichte der alemannischen Fasnet beschäftigt, stößt man unweigerlich auf das, was bei uns Hansilisprichli, "Fasnetliedle", heißt.
Die Schwächen und Fehler des einzelnen, die heute bei Bunten Abenden oder in Narrenzeitungen zur Sprache kommen, brachte man früher durch solche Sprüche zum Ausdruck, indem man von Haus zu Haus zog und dabei eine Gabe "heischte" d.h. erbettelte. So ist es auch heute noch in Rötenbach Brauch & Tradition, am schmutzigen Dunschdig mit den Kindern durch das Dorf zu ziehen und vor den Geschäften und Lokalen zu "betteln". Dafür brauchen die Kinder dann diese" Sprichli", die schon Wochen vorher zu Hause und im Kindergarten fleißig geübt werden.
Es gibt einzelne Verse, die im ganzen alemannischen Raum anzutreffen sind, wie das "Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz...". Andere sind nur in einer Raumschaft bekannt, viele aber rein ortsgebunden. Daß es sich dabei um echtes Volksgut handelt, zeigt schon die oft ungeschminkte Derbheit, mit der formuliert wurde. Rhythmus und Länge wechseln häufig; auch der Abschluß ist verschieden. Es gibt auch Verse, deren Inhalt ähnlich, die aber im Text verschieden sind. Das zeigt, daß durch die mündliche Überlieferung Veränderungen vorgenommen wurden.
Das Schöne an diesen Fasnetversen ist vor allem ihre Originalität. Hier eine kleine Kostprobe - aber noch besser ist es, einmal an der Fasnet vor Ort zu sein und diese Sprichli "live" zu hören!
Hansili am Säli
am Säli hän mer dich;
mir län di nimmi renne,
bis d'Fasnet ummä isch.
Hansili, du Lump
hesch nit gwißt wenn d'Fasnet kunnt.
Hättisch s'Muul mit Wasser g'riebe
wär' dir s'Geld im Beutel bliebe.
Hät en Buur en Igel g'schisse,
hoä ein' s Fidle bes verrisse.
Buur, schiss kein Igel me,
sunsch häsch bal kei Fidle meh!
Boli-bolizei,
hät's Fidl-e voller Heu,
hät's Fidle voller Lumpe,
jetzt kan er nimmi gunpä!
Wenn i 's Lehrers Bissili wär',
no tät i lehre muuse;
wenn de Speck im Häfeli wär',
däts mir nit drab gruuse.
Es rengelet, es bengelet
d' Buure führet Mischt.
Guck mol seller Kerli a
wie dreckig daß er ischt.
Es isch kein Weck,
es isch kein Weck,
es isch de Arsch
vom ... - Beck!
Bei is wohnt e große Buur im Ort,
der hät en große Stolz.
Wenn er will e Firli mache,
muß er erscht ins Holz.
Zimmermale, Zimmermale,
tu di nit bekümmere;
wemer 's Geld versoffe hän,
no tu mer wieder zimmere.
Gizig, gizig, gizig isch de Beck,
un wenn er nit so gizig wär'
so gäb er au e Brezel her.
Iseri Magd un s'Nochbers Magd
gän mitenand ge danze.
Iseri Magd hät Hoor am Buuch,
die ander hät's am Ranze.
Iseri Magd un s'Nochbers Magd,
gän mitenenand ge dresche.
Iseri Magd hot s'Fidle verbrennt,
kummet au ge lesche!
's kunnt e Wiib vu Risselfinge,
mit ner helzene Fidlezwinge;
mit nem Isenä Hebgschirr dra
daß sie besser scheppere ka.
Iseri Magd hät
en Bändel am Schurz;
wemmer dra zieht,
no loot sie en Furz.